Mittwoch, 6. Juli 2011
allein auf weiter Flur
Anfang Januar schoss mir ein Gedanke in den Kopf. Warum eigentlich nicht für ne unbestimmte Zeit alleine reisen? Ohne Van, ohne Richard und Andre. Nur mein Rucksack und nicht genügend Geld in der Tasche. Um ehrlich zu sein vermisste ich ein wenig das Abenteuer, da wir uns nun für geraume Zeit in Wellington befanden, ich die Schnauze von der Arbeit dort gestrichen voll hatte und der Sommer gerade auf seinen Höhepunkt hinarbeitete. Die Beiden wollten noch 2 Wochen länger arbeiten. Ich, nicht! Eine kleine Auszeit nach 5 Monaten des zusammen Essens, Reisens, Schlafens war mir ein Bedürfnis. Ohne Plan und ohne genügend Informationen über die Südinsel fand ich mich dann eine Woche später auf der Fähre Richtung Picton wieder. Allein. Nur mit einem Schokoriegel bewaffnet um meinen Gemütszustand ein wenig zu verbessern. Half nicht wirklich. Es regnete und beim verlassen des Fähranlegers bemerkte ich das mein Rucksack ein unglaublich hohes Gewicht hatte. Zu schwer zum reisen und viel wichtiger zu schwer zum wandern. Also beschloss ich den nächsten Campingplatz aufzusuchen. Dort hinterließ ich ca. 7kg Gepäck und beauftragte die Jungs das Zeug einzusammeln sobald auch sie Südinsel erreicht haben. Ich gönnte mir, auf das bis dato beschissenste Wetter der letzten Monate, ne Flasche Wein und ne einstündige Dusche. Herrlich! Betrunken und aufgewärmt sah ich dann dem verkorksten Beginn meines Egotrips schon etwas optimistischer entgegen. Kurz darauf lernte ich eine pummlige aber genauso nette Irin kennen. Polly, die ebenfalls alleine reiste, lud mich ein mit ihr den nördlichen Teil der Südinsel zu bereisen. 2 Tage waren wir nun ein Team. Das war sehr angenehm aber auch ein bisschen langweilig. Knieprobleme hinderten sie daran die wirklich schönen Orte der Südinsel zu erkunden. Glücklicherweise befanden wir uns in den Malborough Sounds, wo es sehr viele Berge gab. Also auch Wanderwege und dem entsprechend auch Wanderer. Dort lernte ich dann den Amerikaner Greg kennen. Er erzählte mir, dass er die nächsten drei Tage den Queen-Charlotte-Track wandern will. Nach dem wir uns also 5 Minuten kannten fragte ich ihn ob er sich über etwas Gesellschaft freuen würde und wanderte ab diesem Zeitpunkt ungefähr 3 Wochen mit Greg durch die Lande. Es würde jetzt zu lange dauern jede Wanderung, jede schöne Einzelheit dieser Wochen nieder zu schreiben, jedoch muss ich ganz klar sagen das es eines der schönsten Erlebnisse hier in Neuseeland war. Wir hatten keinen Plan! Keinen Plan wo wir als nächstes hinfahren, kein Plan wann und ob uns jemand an der Strasse mitnehmen würde und kein Geld um sich leckeres Essen zu leisten. Günstigste Alternativen war also wandern, wandern, wandern. Und es ist schon beachtlich wie viele nette Menschen man auf diese Art und Weise kennenlernt. Täglich änderte sich die Reiserichtung und so bin ich an Orte gekommen, über die wahrscheinlich kein Reiseführer jemals ein Wort verloren hat. Von den karibischen Küsten der Golden Bay bis hin zum zerstörten Christchurch. Weinfestivals, Holzbrücken bauen, Muscheln pflücken, den Minimalismus für sich entdecken. Es ist schon erstaunlich mit wie wenig man doch auskommen kann. Als ich mich einen Monat später wieder mit Andre und Richard getroffen habe, war ich 4 Kilo leichter und mein Marschgepäck um die Hälfte reduziert. Diese Wochen und Erlebnisse waren definitiv eines meiner Highlights hier in Neuseelands und Eines habe ich gelernt: „Irgendwie geht's immer! Egal wie schlecht die Ausgangslage so mancher Situation erscheint, so lange man entspannt bleibt und genügend Selbstvertrauen hat gibt es immer einen Ausweg.“
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