Ein weiser Mann aus dem 20sten Jahrhundert sagte mal das jeder gute Blogeintrag mit einer Entschuldigung beginnen sollte. Zwar kann ich mir nicht mehr ins Gedächtnis rufen um wen es sich da gehandelt hat dafür weiß ich noch was ich Andy und Ede vor unserer Abreise gesagt hab. Nämlich die Finger von diesem neumodernen Firlefanz zu lassen. Bloggen, Twittern, Facebooken eben das ganze Web 2.0 nur um etwas Aufmerksamkeit von Leuten zu erhaschen, deren Leben scheinbar noch langweiliger ist. Wenn ihr nichts zu erzählen habt schreibt ne Postkarte, hab ich den Beiden gesagt. Dafür wurden die Dinger ja immerhin erfunden. Jetzt, wo wir in der Öffentlichkeit stehen, stehen wir gleichermaßen im Zugzwang uns regelmäßig zu präsentieren. Das klappt offensichtlich ganz wunderbar! Der gelobten Fangemeinde zeigen wir uns also uninteressiert, unkreativ und unzuverlässig. Ist ja wie zuhause. Dabei hätte es doch so viele tolle Schlagzeilen geben können wie: „Bei Minusgraden dürfen auch Männer löffeln“ oder „Schatz wir kriegen ein Erdbeben. Es ist ein 5.4“
Spaß bei Seite! Wir schämen uns! Aber mit unserer baldigen festen Postanschrift und ständigem Zugang zu fließendem Strom wird bestimmt alles anders. Es gibt noch viel was wir euch zeigen können und wollen. Bleibt nur zu hoffen, dass ihr beschäftigten Wesen auch etwas Zeit für uns aufbringen könnt.
Zwischenbilanz: Wir treten jetzt das letzte Viertel unserer Reise an. Ja man mag es kaum glauben aber 9 Monate sind wie im Fluge vergangen. Wir haben jetzt fast das ganze Land bereist und uns dabei viele internationale Freunde und auch ein paar Feinde gemacht. So abwechslungsreich unsere Reise bis hierhin war, waren auch unsere Jobs. Ob als Autobahn- oder Tennisstadionbauer, Feuerwerkskörperendlader, Gefrierfischverpacker, Messeraumentrümpler, Fußbodenbelagabschmirgeler, Gipskartonplattenschlepper, Asphalttruckeinweiser, Passantenflußregler, Bürogebäuderenovierer, Ledergürtelproduzent, Schiebetürenjustierer, Starkstromumspanner, Betonverschalungsentsorger, Brückenbauer, Weinpflücker, Schornsteineinreißer, Zaunbauer, Landschaftsgärtner oder Konzerthallenreiniger die Schule des Lebens hat uns einiges gelehrt. Es stärkt das Selbstvertrauen ungemein, zu wissen, dass der „German Labour Force“ kein Job zu hart ist. Pünktlichkeit und Qualität ist zudem Ehrensache! Aber erstmal genug der Selbstbeweihräucherung.
Bei uns zieht nun langsam der Winter ein und so haben wir uns für das letzte viertel Jahr vorgenommen an einem Ort durchzuarbeiten. Dies gibt uns die Möglichkeit aus unserem, doch inzwischen sehr kalten Elvis in eine feste Bleibe umzuziehen. Zudem drängte sich uns, nach fast einem halben Jahr Reinurlaub ohne schlechtem Gewissen, der Gedanke auf den Neuanfang in Deutschland finanziell etwas auszupolstern.
Unser letzter Stopp war Christchurch. Hier haben wir unseren neuen Arbeitsmarathon gestartet. Dem Erdbeben geschuldet gibt es dort viel Arbeit wenn man sich nicht zu schade ist sich die Finger dreckig zu machen. Wir haben also Aufbauhilfe geleistet und ein Industriegebäude erdbebensicher gemacht. Unsere Freizeit haben wir mit den Belgiern, Iren und Maories aus unserem Hostel vertrunken. Ein richtiges Bauarbeiterdasein eben. Die Aftershocks, wie man hier die Nachbeben bezeichnet, hielten sich in Grenzen und dauerten selten länger als 3-4 Sekunden an. Ist schon interessant zu lesen, dass Beben der selben Stärke in Spanien Häuser einreißen und Menschen Töten.
Ein Arbeitsvertrag über drei Monate trieb uns nach dieser kurzen aber schönen Zeit nach Blenheim. Hier müssen wir uns nun der härtesten aller Prüfungen stellen, Pruning! Mit einer bolzenschneidergroßen Astschere hacken wir uns durch die frisch gepflückten Weingüter und lassen nur die Jungtriebe zurück. Alles schön und gut, wenn man nicht per Pflanze bezahlt werden würde. So heißt es nun also 9 Stunden pures Fokussieren und auch mal die Pause ausfallen lassen. Was am meisten frustriert sind die kleinen Asiaten. Die scheinen mit einem Scanner im Auge geboren worden zu sein. Derzeit schaffen die noch das Doppelte an Reihen aber wir werden die Jungs schon knacken. Bis dahin hoffe ich ihr findet Gefallen an unserem Potpouri an bunten Arbeitsbildern. Die schlechte Qualität der Bilder sei uns verziehen. Das meiste wurde unter schwersten Bedingungen mit unseren Handykameras fotografiert.
Viel Spaß und cheers!
Ach ja und schaut ruhig öfter wieder rein.