Montag, 8. November 2010

Der erste Abriss

Hallo ihr Lieben,

wir sind pleite, halbtot und leiden Hunger. Bitte schickt uns euer Geld! Danke!

Was wäre das Leben ohne die Penunsen? Und was wäre ein erster Abriss unserer Reise wenn ich diesen nicht mit dem Thema Geld beginnen würde! Donnerstag ist bei uns Zahltag und der ist heute nicht so ausgefallen wie wir uns das vorgestellt hatten. Während Eddy und Andre also unten das Supersparmenü, Nudeln mit ohne Hack in der Bolognese, zubereiten, darf ich hier, als Einziger LRSler, die Eindrücke unserer ersten 6 Wochen zusammenfassen. Da wir uns nicht mal richtiges Bier leisten können ist diese Aufgabe sogar zu schaffen auch wenn ich den ganzen Krimi lieber nicht mit. „Hallo ihr Lieben.“ Begonnen hätte. Also: Das Wetter ist schön, die Leute sind freundlich, das Essen schmeckt und Neuseeland ist einfach spitze! Leider habe ich das Gefühl das ich so einfach nicht davon komme. Starten wir also in der Gegenwart.
Wir befinden uns derzeit in der beschaulichen und heimlichen Hauptstadt des Landes, Auckland. Wie anzunehmen ist hat uns hier nicht der Drang nach Freiheit sondern das Geld hingetrieben.  Untergekommen sind wir im UniStay. Das ist ein Hostel für Studenten der UniTec Universität. Eddys Freund Joe hat für uns den Kontakt zu Michael, unserem Vermieter, hergestellt. Der ist von der Ordnung und Hilfsbereitschaft der Deutschen so begeistert das er uns zum Studentenpreis hier wohnen lässt. Das Hostel ist frisch renoviert und in der Nachbarschaft wird kein Meth gekocht. Außerdem haben wir einen Strand und einen Park zum Joggen gleich vor der Haustür. Wir leben hier mit vielen Nationen unter einem Dach. Der überwiegende Teil ist indisch, was ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Zwar sind das alles die liebsten Menschen der Welt aber man muss sich darauf einstellen das alles nach Curry riecht. Gekocht wird rund um die Uhr und so kann es schon mal passieren das man früh um 5, wenn man nach einer Party nur noch ins Bett fallen möchte, noch auf ein Rudel hungriger Inder stößt, die einen zum Nachtmahl einladen. Es ist offensichtlich, dass hier alles Geld fürs Kochen ausgegeben wird.
Wir versuchen unser ein wenig zusammen zu halten und haben am Industriehafen bei einer Firma namens „Allied Work Force“ angeheuert und sind jetzt waschechte Bauarbeiter. Je nach Bedarf schickt uns diese Vermittlungsfirma als Aushilfe auf die verschiedensten Baustellen. Eddy und ich bauen gerade an einem Autobahnabschnitt des Motorways 1 eine weitere Spur an. Andre hat es ein wenig besser getroffen. Er hilft beim Bau eines Tennisstadions mit und steht dadurch nicht den ganzen Tag im Tiefbau bis zum Knie im Schlamm. Mann muss sich daran gewöhnen auch mal dreckig zu werden und abends mit Muskelkater in den Händen nach Hause zu kommen. So ist das nun mal wenn man die Schule des Lebens besucht. Wir haben uns mit der Lebenssituation arrangiert und die Woche etwas aufgeteilt. Dienstag ist Pizzatag, Donnerstag ist Zahltag und Freitag ist Zementtag. Da wir leider so gut wie kein Wochenende haben, kann man noch den Samstag als Partytag bezeichnen aber ich will nicht zu weit abkommen. Das schöne an dem Job ist das man mit vielen verschiedenen Menschen zusammenarbeitet. Von der Tschechei bis zu den Cookinseln ist hier alles vertreten. Außerdem treibt uns die 53 Stunden Woche wenigstens den Schalk aus und lässt kaum Zeit Geld auszugeben. Sehr gut! Am Wochenende gönnt man sich dann doch mal eine Stiege Tui Leichtbier, die uns aber, schon zum wiederholten Male, den Sonntag, unseren einzigen freien Tag, versaut hat. Wir werden voraussichtlich noch bis Anfang Dezember arbeiten. Dann starten wir als gemachte Männer in den Sommerurlaub.  Aber das hier soll ja eher ein Rückblick werden und keine Wettervorhersage.
Der Grund warum sich unser aus Deutschland mitgebrachtes Geld  verflüchtigt hat war nicht etwa das Loch im Sparstrumpf sondern 2 kostenintensive Investitionen. Als erstes wäre da Elvis zu nennen. Elvis ist unsere Wohnung auf vier Rädern. Wir sprechen hier von einem: Toyota HiAce Minivan, Geburtsjahr 1990. Dieser weiße Traum aus japanischem Stanzblech ist uns ein treuer Freund geworden. Er macht, dass wir jeden Morgen pünktlich bei der Arbeit sind. Außerdem passen alle unsere Sachen in das gute Gefährt. Dieser Fakt hat uns schon zwei tolle Campingwochen beschert. Die zweite Investition ist eine EOS 550D mit zwei Objektiven. Dieses tolle Stück Technik der Marke Canon ist nicht nur in der Lage tolle Bilder zu machen sonder kann darüber hinaus auch Videos in HD aufzeichnen. Sie ist der Grund warum ihr in nächster Zeit des öfteren inhaltslosen Videoschranz von uns präsentiert bekommt.
Wie man an den bereits gemachten Fotos sehen kann haben wir ja doch schon in wenig vom Land sehen können. Eigentlich wollten wir zu Beginn unserer Reise gleich kräftig durchstarten und unser Konto mit Arbeiten auf den Farmen füllen. Kiwis pflücken oder Avocados ernten ist uns da so in den Sinn gekommen. Dieses Vorhaben hat uns nach einem zweiwöchigen Aufenthalt in Auckland erstmal nach Tauranga getrieben. Laut dem Backpackersboard im Internet sollte es dort Arbeit für uns geben. Gefunden haben wir leider nur einen „Rip-off“. Die Arbeit war an ein Hostel gekoppelt. Wir hätten dort ein Zimmer nehmen müssen um an den Job zu kommen. So hätten wir die Hälfte der verdienten Kohle für ein 8 Mann Zimmer abdrücken dürfen. Das war uns ja mal gar nichts und auch ein Deutscher und ein Franzose, die sich auf diesen Spaß eingelassen hatten, rieten uns davon ab. Wir erkundigten uns statt dessen wo in der Nähe, das nächtliche Schlafen in einem Campervan geduldet wird.  Man empfahl uns den McLaren Falls Park, den wir nach einer kurzen Irrfahrt durch die Nacht fanden. Hier begannen ein wenig unfreiwillig unsere ersten zwei Wochen Spaß. Der Park war spitze. Wir konnten überall kostenlos Campen und die Duschen waren inklusive. Wir machten unsere erste kleine Dschungelwanderung und besichtigen den Einen oder Anderen Wasserfall. Von dort aus ging es dann wieder Richtung Auckland. Wir fuhren die Küste ab und besuchten Orte wie den Hot Water Beach. Das ist ein Strand unter dem ein Lavastrom so dicht unter der Oberfläche entlang fließt, dass man sich eine Badewanne im Sand ausheben und im 50 Grad warmen Grundwasser plantschen kann. Außerhalb Aucklands ist es wunderschön. Man verspürt sofort den Hauch der Freiheit und ist froh dieser Großstadt entkommen zu sein. Selbst die Einheimischen empfinden die größte Stadt Neuseelands als schrecklich und überteuert. Nach ein paar schönen Tagen in der Coromandel Region und einem tollen Wochenende auf einem Zeltplatz in der Nähe von Auckland haben wir unser altes Domizil wieder aufgesucht. Seit dem wohnen wir wieder im UniStay Hostel am Point Chevalier.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass wir Drei guter Dinge sind. Dieses Land hält viele schöne Eindrücke für uns bereit. Die Menschen sind sehr freundlich egal ob vom Dorf oder aus der Großstadt egal ob Geschäftsmann oder Bauarbeiter. Die vielen Nationen, die hier aufeinander stoßen konfrontieren uns jeden Tag mit einem bunten Mix aus Kultur, Akzenten, Traditionen und Religionen. Schon in den 6 Wochen ist eine signifikante Verbesserung unseres „used english“ festzustellen. Zwar gibt es immer mal wieder kleinere Sprachbarrieren aber wer weiß denn auch schon was Presslufthammer oder Kabelabisolierungszange auf fremdländisch heißt. Auckland gefällt uns nicht ganz so gut. Klar gibt es hier viele schöne Ecken aber die muss man leider suchen. Wir finden hier keine typische Großstadt vor, sondern ein kleines kulturelles Zentrum mit ganz vielen Einfamilienhäusern drum rum. Dafür gibt es hier wiederum keine Plattenbauten. An das Essen und Trinken muss man sich gewöhnen. Frische Lebensmittel sind sehr teuer und Brot, Wurst und Käse können einem Deutschen nicht schmecken. Dazu machen wir das selber viel zu gut. Das Fahren im Linksverkehr stellt keine Probleme da, man muss einfach schön im Fluss mitschwimmen. Mit den Vorfahrtsregeln muss man etwas vorsichtig sein, da diese sich jeder Logik entziehen. Selbst die Engländer schütteln da mit dem Kopf. Auch als Fußgänger müssen wir etwas aufpassen, ich schaue beim Straßenüberqueren grundsätzlich in die falsche Richtung. Das Bier hier unten ist es nicht wert getrunken zu werden oder zu teuer. Bis auf zwei einheimische Marken sollte man hier lieber auf importierte Köstlichkeiten setzen. Zum Schluss noch was zum Sport. Kricket, Rugby und Netball (Basketball ohne Hinterbrett am Korb) sind sehr gewöhnungsbedürftig, können aber Spaß machen wenn man eigene Akzente mit einbringt. Andre ist zum Beispiel ein recht guter Schläger beim Kricket auch wenn er die Keule wie beim Baseball hält. 
Hiermit reiße ich jetzt aber auch ab denn eigentlich sollte das hier ne kurze Sitzung werden. Ab jetzt also nur noch in 5 Wortsätzen ohne Schachtel! Grüße aus der großen Welt an das geliebte Vaterland. Vergesst uns nicht wir haben euch lieb.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Lecker Bilder

Gruesse aus dem Kiwiland. Die Seite ist noch ein Scherbenhaufen aber die ersten Pics gibt es schonmal aufs Auge. Viel Spass damit.